Legasthenie, Lese-, Rechtschreibschwäche



"Ein legasthener Mensch, bei normaler oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole, wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens."

(Dr. Astrid Kopp-Duller 1995, Autorin des Buches "Der legasthene Mensch").

 

Legasthenie tritt bei mindestens 10 % der gesamten Weltbevölkerung auf. Sie ist tatsächlich ein weltweites Problem und nicht nur hier bei uns in Deutschland zu finden. Dass legasthene Kinder weder faul noch dumm oder unkonzentriert sind, ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass Legasthenie genbedingt und deshalb auch vererbbar ist. Beteiligt sind auf jeden Fall die Gene 6 und 15. Seit 1998 kann Legasthenie auch durch Hirnmessungen nachgewiesen werden. Die Gehirnmuster legasthener Menschen weichen von denen nichtlegasthener Menschen ab.

Ob ein Kind Legasthenie hat, ist für Eltern oft schwer zu erkennen. Sie können hier eine Symptomliste von typischen Legastheniefehlern zum Ausdrucken herunterladen. Sie gibt Ihnen Anhaltspunkte dafür, ob ein Kind Förderung im Bereich des Lesens und Schreibens benötigt. Sollten Sie auf der Liste mehrere Punkte ankreuzen, so sollten Sie eine genauere Abklärung durch Fachkräfte durchführen lassen.


Im Gegensatz zur Legasthenie wird eine LRS - eine Lese-Rechtschreibschwäche - immer durch äußere Umstände ausgelöst. Dies können verschiedene Ereignisse im Leben eines Kindes sein, z.B. eine schwere Krankheit, starke seelische Belastungen, außergewöhnliche Ereignisse in der Familie, falsche Lernmethoden, usw.


Sowohl legasthene Kinder als auch lese-rechtschreibschwache Kinder können das Lesen und Schreiben erlernen, wenn auch durch unterschiedliche Trainings- und Übungsmethoden.  Was beide brauchen ist sehr viel Zeit, Verständnis und vermehrtes Üben.

 

 

Funktionstraining

Bild: Wahrnehmung, Funktionen

Beim legasthenen Kind reicht vermehrtes Üben allein jedoch nicht aus, da hier die Gehirnfunktionen in bestimmten Bereichen abweichend - also anders arbeiten. Zu diesen Bereichen gehören die Wahrnehmungbereiche Optik, Akustik, Raumlage (Raumorientierung und Körperschema), Serialität (Reihenfolgen herstellen, behalten und wiedergeben) und Intermodalität (z.B. Beziehung zwischen Gehörtem und Gesehenem herstellen). Gibt es bei einer oder mehreren dieser Wahrnehmungsleistungen Probleme, müssen diese gezielt trainiert werden.

Aufmerksakeitstraining

Bild: Aufmerksamkeit, Konzentration

Von weiterer Bedeutung ist das Trainieren der Aufmerksamkeit. Legasthene Kinder sind nämlich nicht generell unkonzentriert, wie immer wieder behauptet wird. Sie sind unaufmerksam und unkonzentriert im Zusammenhang mit Symbolen - also beim Lesen und Schreiben. Buchstaben und Zahlen führen zur zeitweiligen Unaufmerksamkeit. Bewusstes Lenken der Gedanken ist ein weiterer Teil des Trainings.

Symptomtraining

Bild: Symptome - Lesen, Schreiben, Rechnen

Ein dritter wichtiger Teil des Trainings basiert auf der Tatsache, dass man Lesen und Schreiben nur lernen kann, indem man genau dies auch tut. Das bedeutet, dass an der jeweiligen Fehlerproblematik des Kindes und an den Symptomen der jeweiligen Legasthenie gezielt gearbeitet werden muss.



Neben einem gezielt erarbeiteten Training ist es von allergrößter Wichtigkeit, dass Eltern viel, viel Verständnis für ihr legasthenes Kind haben. Nur so kann es gelingen, bei dem Kind Freude und Interesse für das Lesen und Schreiben zu erwecken und dem Training zu einem Erfolg zu verhelfen. Sicher, Ihr Kind hat Probleme mit dem Lesen und der Rechtschreibung. Dafür ist es aber auf anderen Gebieten sehr gut. Immer wieder kann beobachtet werden, dass legasthene Menschen ein sehr gutes Farbvermögen und eine große Kreativität besitzen. Hohe Auffassungsgabe und große Geschicklichkeit im technischen und konstruktiven Bereich zeichnen sie oft aus.

Zahlreiche legasthene Menschen haben für die Menschheit Entscheidendes und Bedeutendes geleistet! Wussten Sie, dass z.B. Albert Einstein ein schwerer Legastheniker war und in der Schule als ausgesprochen dumm bezeichnet wurde? Sicher wird nicht jedes legasthene Kind ein Albert Einstein. Trotzdem ist es von größter Bedeutung, dass gerade Sie als Eltern an das Kind glauben und die besonderen Begabungen ihres Kindes sehen und fördern, ihm Anerkennung dafür geben und ihm bei seinem Problembereich Hilfe, Unterstützung und Verständnis bieten.


Auch wenn es ein langer, zeitaufwändiger Weg ist:               Legasthenen Menschen kann geholfen werden!


Linkliste:

AFS-Test: Computertest zur Feststellung einer eventuell vorliegenden Legasthenie oder Dyskalkulie

Zentrum für individuelle Lernberatung: Beratungs- und Hilfsangebot

EÖDL und Kärtner Landesverband Legasthenie: www.legasthenie.at