Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht unter Dyskalkulie:
"Rechenstörung: Beeinträchtigung von grundlegenden Rechenfertigkeiten. Diese Störung beinhaltet eine umschriebene
Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die
Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fähigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und
Differenzial- und Integralrechnung benötigt werden."
Chr. Wolfensberger hat in seinem Referat "Konstitutionelle und psychologische Faktoren bei der Entstehung von Rechenstörungen" Dyskalkulie folgendermaßen erklärt:
"Wenn ein Kind von normalem Intelligenzniveau im Rechnen durchgehend schwach ist oder darin völlig versagt, so kann es
berechtigt sein, eine Rechenschwäche zu vermuten. Nicht jedes Kind, dass schlecht rechnet, hat eine Rechenschwäche. Es gibt auch nicht die Rechenschwäche, sondern so viele verschiedene
Rechenschwächen, als es rechenschwache Kinder gibt. Keine gleicht exakt der anderen. Die Rechenschwäche ist ein abstrakter Sammelbegriff. Im konkreten Falle haben wir es mit der individuellen
Rechenschwäche eines bestimmten Schülers zu tun."
Es wird zwischen primärer und sekundärer Dyskalkulie unterschieden. Unter primärer Dyskalkulie werden Rechenstörungen verstanden , die entweder genetische oder perinatale Ursachen
haben. Unter perinatale Ursachen werden alle Risikofaktoren verstanden, die sich um die Zeit der Geburt herum (perinatal) auf das ungeborene Kind oder auf die ersten Lebenswochen des Kindes
auswirken können. Sauerstoffmangel während der Geburt oder ein Absinken des Blutzuckerspiegels nach der Geburt sind solche Risikofaktoren.
Auch seelische Probleme oder zu starker Druck durch Eltern können eine Dyskalkulie auslösen (sekundäre Dyskalkulie). Ebenso können die Ursachen auch in der Schule liegen.
Obwohl weniger Kinder von Dyskalkulie betroffen sind als von Legasthenie, ist es trotzdem sehr wichtig, auch diesen Kinder durch ein spezielles Training zu helfen. Dyskalkulie verschwindet genauso wenig von alleine wie Legasthenie. Sowohl Kindern mit einer primären Dyskalkulie als auch Kinder mit einer sekundären Dyskalkulie können das Rechnen erlernen. Ganz wichtig ist bei beiden Formen eine genaue Abklärung der Dyskalkulie, bevor mit dem Training begonnen wird, denn es gibt nicht "die" Dyskalkulie. Jedes Kind hat seine eigene Form der Dyskalkulie!
Ein Training zur Behebung einer Dyskalkulie kann sich nicht nur mit den Symptomen (das Rechnen im Allgemeinen) beschäftigen. Kinder mit einer Rechenschwäche haben gerade beim Rechnen starke
Aufmerksamkeitsprobleme. Von daher muss die Aufmerksamkeit bezüglich der Zahlen in das Training integriert werden.
Viele Kinder mit einer Rechenschwäche haben auch große Probleme im Wahrnehmungsbereich. Man spricht hier von Teilleistungsstörungen. Dazu gehören Optik, Akustik, Raumlage, Serialität
(Reihenfolge herstellen, behalten und wiedergeben) und die Intermodalität (Beziehung zwischen Gehörtem und Gesehenem herstellen). Gibt es bei einer oder mehreren dieser Teilleistungen
Probleme, müssen diese durch ein Funktionstraining gezielt gefördert werden.
Sie sollten Ihrem rechenschwachen Kind viel Verständnis entgegenbringen. Vor allem sollten Sie die Antworten Ihres Kindes als eine für das Kind richtige Antwort akzeptieren.
Nur so kann es gelingen, dem Kind die Angst vor falschen Ergebnissen zu nehmen.
Sicher hat Ihr Kind große Probleme im Rechnen, dafür ist es aber auf anderen Gebieten sehr gut.
AFS-Test: Computertest zur Feststellung einer eventuell vorliegenden Legasthenie oder Dyskalkulie.
Praxis für individuelle Lernberatung: Beratungs- und
Hilfsangebot
EÖDL und Kärtner Landesverband Legasthenie: www.legasthenie.at